Ljiljana Radonic - Freud und seine Kritikerinnen

Published 2021-07-23
Freud beschreibt die weibliche Normalentwicklung als eine Verunmöglichung eines starken Ichs. Weiblich zu sein heißt laut Freud zwingend, ein Mangelwesen zu sein - das weibliche Geschlecht entsteht bei ihm durch die Anerkennung seiner Minderwertigkeit. Die Klitoris wird als unreif, die passive Vagina als natürlich weiblich gesehen. Trotz der Implikationen biologischer Determiniertheit z.B. des Penisneides ist das psychoanalytische Modell - gesellschaftlich gewendet - zur Analyse der geschlechtsspezifischen Entwicklungsbedingungen, welchen die Individuen unterworfen sind, unverzichtbar. Eine Modifikation im Rahmen der Freud'schen Kategorien ist möglich und notwendig, denn ohne Begriffe wie Verdrängung, Verinnerlichung oder Identifikation ist eine Kritik, will sie für das einzelne Subjekt Partei ergreifen, nicht denkbar.

Nur scheinbar im Rahmen dieser Kategorien bleiben die Kritikerinnen der Freud'schen Psychoanalyse, wenn sie die Rolle des Unbewussten oder die infantile Sexualität negieren, ganz zu schweigen von der idiosynkratischen Missdeutung der freudschen Konzepte. Sogar bei Analytikerinnen vertragen sich Feminismus und Psychoanalyse nicht, eine Analyse gesellschaftlicher Zwänge, die auf das Individuum im Allgemeinen und auf Frauen im Besonderen wirken, scheint ausgeschlossen. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildet Judith Butler, deren mit bloßen Versatzstücken arbeitendes Ressentiment die Psychoanalyse zu Tode dekonstruiert.


Ich habe keinerlei Rechte am Vortrag. Die Audiodatei war in einem Audioarchiv frei zugänglich und ich wollte lediglich die Zugänglichkeit erleichtern.

Diesen und weitere Vorträge findet man unter audioarchiv.k23.in/

Bei Fragen an [email protected]

All Comments (3)